Liebes Publikum!
Nachhaltigkeit war auch in den Freien Darstellenden Künsten in den letzten Jahren eines der großen Themen. Ein Begriff, der so viel benutzt wird, dass wir fast gar nicht mehr wissen, was er meint. Ökologische Nachhaltigkeit: Klar, das ist immer das Erste, was uns einfällt, und war für uns schon eine Selbstverständlichkeit, bevor es das Wort gab. Schon immer benutzen wir so wenig Papier wie möglich, denken darüber nach, was und wie wir einkaufen, verwenden Materialien für Bühnenbilder wieder, verschenken, was wir nicht mehr brauchen, haben 2014 angefangen, unser Theaterlicht auf LED umzustellen, und diesen Sommer eine Solaranlage auf dem Dach des Bürohauses installiert… Und wir denken weiter nach.
Soziale Nachhaltigkeit: schon ein schwierigerer Begriff. Ist damit gemeint, gut miteinander umzugehen, langfristige Arbeitsbeziehungen aufzubauen und zu pflegen, die Grenzen aller zu respektieren? Auf jeden Fall wollen wir die Werte, die wir in unseren Stücken vertreten, auch leben.
Aber was ist mit künstlerischer Nachhaltigkeit? Gibt es auch eine Art Wirkungs-Nachhaltigkeit, also wie lange hallt ein Kunstwerk im Betrachter nach, wie tief sind die Spuren, die es hinterlässt? Das hat uns schon immer mehr interessiert als das schnelle Vergnügen und die großen Zahlen.
Und was ist mit der Nachhaltigkeit der eigenen Schaffenskraft? In den Freien Darstellenden Künsten sind in den letzten Jahren unfassbare viele Stücke produziert worden, es ist das, wofür es Fördermittel gibt, und all diese vielen Stücke sind viel zu selten gezeigt worden. Das ist nicht nachhaltig! Es sind viel zu viele Auf- und Abbauten, viel zu viele Wiederaufnahmeproben in immer neuen Räumen, viel zu viele verschiedene Plakate, die immer neu überklebt werden, viel zu viele Transporte und Reiskosten und viel zu wenig Entwicklung vor Publikum, viel zu wenig Rumsprechen, viel zu wenig Kontakt. Das ist nicht nachhaltig, und das wollen wir ändern, die Produktionen öfter spielen.
ZUGABE – eben. Und so enthält dieser Spielplan konsequent nichts neues, sondern alles kommt zum mindestens zweiten Mal. Das funktioniert aber nur, wenn Sie auch mitspielen und nicht immer nur Neues sehen wollen! Und wenn sie so manches schon mal gesehen haben, dann können Sie ja darüber sprechen, das ist viel nachhaltiger als eine Erhöhung der Auflage des Spielplans.
Und was ist nachhaltige Förderung? Auf der Bundesebene werden viele Förderungen, die viel bewirkt haben, die gut evaluiert sind, mit denen neue Strukturen wie künstlerische Netzwerke aufgebaut wurden, gerade gekürzt oder in Frage gestellt. Das ist gar nicht nachhaltig! Alles, was wir in den letzten Jahren entwickelt haben, die Zusammenarbeit mit der Tafelrunde, die Professionalisierung des Hauses mit festen Arbeitsplätzen, die Weiterentwicklung des Programms in sich rasch ändernden Zeiten, kann nur mit einer deutlichen Erhöhung der städtischen Mittel weitergehen. Unser Antrag dazu liegt schon lange vor, die Entscheidung der Stadt über die Zukunft der Pilkentafel steht noch aus. Wir werden über die weitere Entwicklung informieren.
Elisabeth Bohde