Am Sonntag auf der Flensburger Demo zum Tabubruch der CDU wussten wir nicht, ob das eine Probenpause oder ein Weiterproben mit anderen Mitteln war. In „Knautschcouch – Lotta und die täglichen Nachrichten“ geht es um die Gefühle, die Nachrichten bei uns allen auslösen und wir sind froh, angesichts der aktuellen Ereignisse dies in den Proben zu bearbeiten. Genauso waren wir froh, dass wir am Sonntag so viele waren und die Mischung an Fassungslosigkeit, Empörung, Sorgen gemeinsam auf die Straße brachten.
Unserer Meinung nah liegt der Skandal ja nicht nur in der Tatsache, dass die CDU mit der AFD zusammen abstimmt, sondern auch im Inhalt der Anträge. Die Zurückweisung von Schutzsuchenden an der Grenze ist die Abschaffung des Asylrechts! Und das ist nicht nur ein Rechtsbruch, sondern auch die Aufgabe von Werten, die gerade uns als Deutschen zentral sein müssten.
Wie hätte denn unsere Nachkriegsgesellschaft ausgesehen, wenn nicht ein Großteil der deutschen Kulturschaffenden und Intellektuellen Schutz in der Nazizeit in anderen Ländern gefunden hätte?
Die „westliche Wertegemeinschaft“ hat doch Afghanistan den Taliban überlassen und fühlt sich jetzt nicht verantwortlich für die Menschen, die unter diesem Regime leiden?
Und wenn diese Menschen psychisch krank werden und bei uns zwar Aufnahme aber keine angemessene Betreuung finden, dann meinen wir das zu klären, in dem keine weiteren reinkommen dürfen?
Nein, natürlich rechtfertigt auch das größte Leid niemals Kinder zu ermorden, aber verletzte männliche Eitelkeit berechtigt auch nicht Frauen zu ermorden. Und niemand macht alle Männer pauschal für steigende Femizide verantwortlich!
Wieviel Angst wird bei Deutschen geschürt, in dem alle Migranten oder „die Migration“ verantwortlich für jede Gewalttat eines einzelnen Migranten gemacht wird, also alle gefährlich sind?
Und wieviel Angst wird bei den Migranten (wer auch immer damit gemeint ist), mit Drohungen, Ausgrenzungen und Verdächtigungen erzeugt?
Ich hätte auf der Demo gern mehr von denen gehört, die es betrifft und nicht so viel Wahlkampf. Ganz nebenbei auch SPD und Grüne stehen für eine Verschärfung der Migrationspolitik und bestätigen die Annahme Gewalttaten von einzelnen verwirrten Personen würden mit Einwanderungsrecht zu verhindern sein – ein rechtes Narrativ!
Wir sind entsetzt mit welchem Tempo sicher gewähnte Regelungen, Werte, Rechte erodieren.
Wir sind froh und fühlen uns privilegiert, uns mit diesen Fragen in unseren Proben zu beschäftigen, und hoffen, dass der Besucht der Aufführungen, für alle so ein Ereignis wird.