Hans Magnus Enzens­ber­ger: Der Unter­gang der Tita­nic

Eine schwimmende Lesung

Das Hafen­be­cken von uns Flens­bur­gern, der Ort zum Tref­fen, Wohl­füh­len, Spa­zie­ren­ge­hen, Fei­ern. Das hat nun im letz­ten Okto­ber einen bit­te­ren Bei­geschmack bekom­men, denn das Hoch­was­ser hat uns vor Augen geführt, wie nah die Kata­stro­phe ist und was der Kli­ma­wan­del für uns bedeu­ten wird… Für uns lag es da nahe, noch ein­mal den Text von Hans Magnus Enzens­ber­ger „Der Unter­gang der Tita­nic“ zur Hand zu neh­men. Der Unter­gang des als unsink­bar gel­ten­den Luxus­schiffs auf sei­ner Jung­fern­fahrt ist eine der gro­ßen Meta­phern über Fort­schritt und sein Schei­tern.

Es spre­chen: Eli­sa­beth­Boh­de Tors­ten­Schüt­te
Musik: Hei­no Sell­horn
Tech­nik: Manu­el Mel­zer & Sebas­ti­an Gimm
Floß­bau: Tobi­as Fischer

Es gibt zahl­lo­se Fil­me, Bücher, Aus­stel­lun­gen, Auf­füh­run­gen und Fan­ta­sien dar­über. Dazu gehört die unge­mein viel­schich­ti­ge Kom­po­si­ti­on von Gedich­ten in „Der Unter­gang der Tita­nic“, die Hans Magnus Enzens­ber­ger 1978 selbst eine Komö­die nann­te. Der Text beschreibt den tat­säch­li­chen Unter­gang der tat­säch­li­chen Tita­nic, die Klas­sen­ver­hält­nis­se auf einem Damp­fer, die Angst vor und die Lust auf kom­men­de, ima­gi­nier­te Welt­un­ter­gän­ge, beschreibt alte Bil­der, unter­ge­gan­ge­ne revo­lu­tio­nä­re Hoff­nun­gen, die Unmög­lich­keit einer Wahr­heit und die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Tex­tes selbst. Enzens­ber­ger begann im tro­pi­schen, revo­lu­tio­nä­ren Kuba 1968 mit dem ers­ten Gedicht, das bei der Über­que­rung des Atlan­tik in der Post ver­lo­ren ging, so dass er sein eige­nes Werk fäl­schen muss. Die Pil­ken­ta­fel hat den Text von 1978 zum ers­ten Mal 1987 insze­niert und seit­dem immer wie­der öffent­lich dar­aus gele­sen – immer wie­der war er anders aktu­ell. Und so lesen wir „Der Unter­gang der Tita­nic“ nun im Hafen in unsi­che­rer Posi­ti­on auf schwan­ken­dem Boden und doch ganz nah am Ohr der Zuhörer*innen.

Trai­ler

För­de­rung

Geför­dert vom Fonds Dar­stel­len­de Küns­te aus Mit­teln der Beauf­trag­ten der Bun­des­re­gie­rung für Kul­tur und Medi­en und vom Kli­ma­pakt Flens­burg.