die tragödie

„Hinter dieser Mauer liegt ein Land, aus dem niemand zurückkehrt, allein aus dem Grund, weil von dort keiner mehr zurückkehren möchte.“ Sind wir vor oder hinter dieser Mauer?“ Vor oder hinter dem Tor zum Paradies, zur Hölle, zum Schlaraffenland, zur „Heilen Welt?“?

 

„Im Paradies wuchsen zwei Bäume, erinnerst du dich? Der Baum

des Lebens und der zweite Baum, der Baum der Erkenntnis, dessen ganzes Gift nur der besitzen kann, der um den Erdkreis getrieben und an der Pforte des Unbewussten anklopfen wird. Erinnerst du dich?“ * Liegt es nun vor oder hinter uns? In einer verlorenen, „besseren“ Vergangenheit oder in einer „besseren“ Zukunft. „Aber das Hauptgebot der Zeit heißt, die Realität nicht bemerken.“ *

 

„Wer wird, und wann, die Sprache wiederfinden. Einer, dem ein Schmerz den Schädel spaltet, wird es sein. Und bis dahin, …nur das Gebrüll und der Befehl und das Gewinsel und das Jawohl der Gehorchenden. Die Ohnmacht der Sieger.“ * Die Ohnmacht der Sieger, am Ende einer langen Reihe von Siegen, Siege der Männer über die Frauen, der Bewaffneten über die Unbewaffneten, der

Reichen über die Armen, der Naturwissenschaft über die Natur,…und am Ende stehen wir, die Kinder dieser Sieger, Erben ihrer Eroberungen und spüren den Verlust: „Ich hab etwas verloren und

weiß nicht was es ist.“

 

*Zitate: Christa Wolf, Kassandra Helmut Kajzar, Kaufhaus des Westenar.

 

 

Die Tragödie ist:

 

-eine Tragödie, die aus anderen Tragödien

entstand

-eine Tragödie über Männer: der Mann als Held, als Krieger, als

entfesselte Kraft, als verhinderte Zärtlichkeit, als ungelebter Zweifel, als Hoffnung, als Bild der Jämmerlichkeit, als Sieger oder Verlierer, aber immer getrieben von dem Wunsch zu siegen, zu besiegen, egal was und gegen wen und um

welchen Preis

-eine Tragödie über Frauen: die Frau als die Andere, als die Zweite,

als die heimliche Erste, das Opfer, die Mitspielerin. Als die Schwache, die nicht kämpfen kann oder als die Starke, die nicht zu kämpfen braucht? Als die Unterlegen, die ihn bewundern und auf ihn wartet oder als die Überlegene, die

ihn lässt und auch nicht sieht, wohin das führt?

-Eine Geschichte aus der Geschichte des Abendlandes

-Die Geschichte eines Verlustes

-Ein Theater mit Musik:

Mit Kontrabass, E-Gitarre, 3 Männerstimmen, 2 Frauenstimmen, Mikros, Trommeln, Metronom, Ledergürtel, Geige…

-Eine Tragödie mit schwarzen Kostümen und ein

Spiel mit der Maske der Nacktheit

-Ein Spiel mit Wiederholungen, sin Stück Wieder-holung

„Damit zugleich etwas über die Art gesagt, wie das Sagenswerte mitzuteilen ist, leise…unauffällig…wiederholend…ein wenig

lückenhaft vielleicht, denn der Andere weiß es ja längst – er hat er nur gerade vergessen.“

 

Die über viermonatige Arbeit an „DIE TRAGÖDIE“ bestand aus

Improvisationen, aus praktischen Erforschungen der Beziehungen zwischen Bewegung, Stimme und Musik (u.a. in Zusammenarbeit mit Enrique Pardo vom Roy Hart Theatre), aus der Beschäftigung mit Figuren der griechischen Mythologie.



Der Held: Torsten Schütte

Die Schauspielerin in der Rolle der Frau seines Lebens: Vera Zimmermann

Kontrabass und andere Musik: Bernd Drews 

Sprecher, Sänger und Musik: Norbert Ellrich

Sprecherin, Beleuchterin und Regisseurin: Elisabeth Bohde

Beratung und Organisation: Peter Naef

 

Premiere: November 2008