Pilkentafel.dasEnsemble
Die Utopie einer Suppe
Do: 19.09.2024 / 20:00 PREMIERE
Fr: 20.09.2024 / 20:00
Sa: 21.09.2024 / 20:00
Do: 26.09.2024 / 20:00
Fr: 27.09.2024 / 20:00
Sa: 28.09.2024 / 20:00
L + T schneiden Gemüse:
L Woran denkst du, wenn du das hier tust?
T Naja, ich pass auf, dass die Scheiben hier gleich dick sind, und dass ich mir nicht in den Finger schneide.
L Du denkst also nur an das, was du gerade tust?
T Ja klar, ach denken… Ich achte auf das, was ich tu.
L Und freust du dich?
T Wie, warum soll ich mich freuen? Worüber?
L Du sollst dich doch nicht freuen! Das ist doch Quatsch: sich freuen sollen!
T Aber worauf willst du hinaus?
L Genau! Worauf will ich hinaus?
Ich frage mich gerade, ob es hier nur um die Tätigkeit, eben Gemüse schneiden, geht, also ob wir ganz in der Gegenwart sind, oder was das mit Zukunft zu tun hat. Wir kochen ja eine Suppe, viel Suppe, für viele. Dieses Gemüse ist ja eine zukünftige Suppe, der Entwurf einer Suppe – die Utopie einer Suppe
T Utopie einer Suppe! Ich finde, das ist ganz schön reales Gemüse.
Und darum geht es:
Jahrelang haben wir die bestehenden Verhältnisse kritisiert und, oh ja, es gäbe mehr denn je Gründe, damit weiterzumachen. Aber bringt uns das weiter? Kritik stößt sich vom Bestehenden ab und bringt uns in Bewegung. Bewegung wohin? Nur weg? Oder auch wohin? Wie soll es denn sein – das gute Leben? Und wie wird es für alle gut? Ist genug Suppe für alle da? Und ist das so kompliziert? Oder ist nicht schon alles da?
Wir laden ein, den Muskel Vorstellungskraft wieder zu trainieren, der Ahnung zu vertrauen, ins Freie zu treten, loszugehen (und sei es auch nur in der Vorstellung) und die traurige Sicherheit des Alleinseins, des Rechthabens und der Skepsis hinter sich zu lassen. Wir laden ein, darauf zu vertrauen, dass unsere Wünsche und Visionen gar nicht so verschieden sind, dass Teilen schöner ist als Verlustangst und Verteidigung. Wer kocht schon gern für sich allein?
Ein Abend mit banalster Alltäglichkeit und philosophischen Höhenflügen, mit alter Musik und neuer Hoffnung, der Ruhe berechenbarer musikalischer Harmonien und gutgeschliffenem Messer.
Text: Elisabeth Bohde / Von und mit: Elisabeth Bohde, Lotta Bohde, Uwe Schade, Torsten Schütte / Musik: Johann Sebastian Bach, Uwe Schade
Wir danken all denen, die mit uns an Tischen neuere bessere Welten erdachten, und denen, die Zwischenergebnisse ansahen, und auch denen, mit denen wir gesprochen haben. Viele ZUsammenKÜNFTE haben also schon stattgefunden.